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Apel, Karl-Otto

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Lebenslauf

Geboren: 15. März 1922 in Düsseldorf

Karl-Otto Apel studierte ab 1945 Philosophie in Bonn, wo er 1950 mit einer Arbeit über Martin Heidegger promovierte. 1963 habilitierte er sich in Mainz mit einer Arbeit „Die Idee der Sprache in der Tradition des Humanismus“. Von 1962 – 1969 lehrte Apel Philosophie in Kiel und von 1969 – 1972 in Saarbrücken. Von 1972 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1990 hatte er eine Professur für Philosophie an der Universität Frankfurt /M. inne.


Bedeutung

Karl-Otto Apel gilt als einer der einflussreichsten Philosophen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bedeutsam ist vor allem seine gemeinsam mit Jürgen Habermas entwickelte Diskursethik.


Lehre und Gedanken

Wie der Titel seines Hauptwerkes „Transformation der Philosophie“ schon andeutet, strebt Karl-Otto Apel eine prinzipielle Umgestaltung der Philosophie an. Beibehalten werden soll dabei der Kantische Standpunkt einer Transzendentalphilosophie, die von grundlegenden Erkenntnisgrundsätzen und Erkenntnisgrenzen im menschlichen Bewusstsein ausgeht, die jenseits und vor allen Erfahrungen liegen, dem Menschen quasi eingeschrieben sind. Allerdings ersetzt Apel die nach Kant im einzelnen Subjekt angelegten apriorischen Erkenntnisse, d. h. solche, die unabhängig von Erfahrung gültig sind, durch das „Apriori der Kommunikationsgemeinschaft“. Statt vom einzelnen Subjekt habe die Philosophie von der Gemeinschaft vieler Subjekte, von einer unhintergehbaren Intersubjektivität auszugehen, die jegliches menschliche Denken und Handeln bestimme. Bei jeder Diskurssituation werden dabei grundlegende – man kann auch sagen ewige, weil zutiefst dem Menschen als sozialem Wesen eingeschriebene – Diskursbedingungen vorausgesetzt, die immer gelten und nicht selbst zur Diskussion stehen.
Wahre Erkenntnisse kann es Apel zufolge also nur als Konsens geben, der aus der rationalen Argumentation einer idealen Forschergemeinschaft hervorgegangen ist.

Entgegen vieler moderner relativistischer Theorien der Ethik geht Apel davon aus, dass auch in einer pluralistischen Gesellschaft wie der gegenwärtigen eine Einigung über die Gültigkeit von moralischen Normen oder allgemeinen Wahrheiten erzielt werden kann – und für ein friedliches Zusammenleben auch erzielt werden muss. Konsensfindung ist nur in Diskursen, d. h. in nach bestimmten argumentativen Regeln verlaufenden und öffentlich stattfindenden Diskussionen möglich.
Nach Apel setzt dabei jeder, der an einem Diskurs teilnimmt voraus, dass auf einem solchen diskursiven Weg zu allgemeingültigen Ergebnissen gelangt werden kann und dass Wahrheit prinzipiell möglich ist. Transzendentalphilosophisch bedeutet dies, dass die Argumentationssituation für jeden Argumentierenden unhintergehbar ist. Apel spricht in diesem Zusammenhang von einem „Apriori der Argumentation“:

„Wer nämlich überhaupt an der philosophischen Argumentation teilnimmt, der hat die soeben angedeuteten Voraussetzungen bereits implizit als Apriori der Argumentation anerkannt, und er kann sie nicht bestreiten, ohne sich zugleich selbst die argumentative Kompetenz streitig zu machen“. (Karl-Otto Apel: Transformation der Philosophie)

Von seiner transzendentalphilosophischen Grundlegung ausgehend entwirft Apel zusammen mit Jürgen Habermas das ambitionierte Projekt einer diskursiven, auf Konsens ausgerichteten Ethik, die Diskursethik. Wie wahre Erkenntnis für Apel nur als Konsens möglich ist, ist auch die Gültigkeit von moralischen Normen und Werten nur über einen Konsens der Kommunikationsgemeinschaft zu erzielen. Als moralisch gültig erweisen sich dann diejenigen Normen, deren Geltungsansprüche unter idealen Kommunikationsbedingungen von allen Diskursteilnehmern anerkannt werden könnten.


Hauptwerke von Karl-Otto Apel

„Transformation der Philosophie“ (1976)
Karl-Otto Apel: Transformation der Philosophie, 2 Bände. Frankfurt /M.: Suhrkamp 1999–2002.

„Diskurs und Verantwortung“ (1997)
Karl-Otto Apel: Diskurs und Verantwortung. Das Problem des Übergangs zur postkonventionellen Moral. Frankfurt /M.: Suhrkamp 2009.


Über Karl-Otto Apel

Walter Reese-Schäfer: Karl-Otto Apel zur Einführung. Mit einem Nachwort von Jürgen Habermas. Hamburg: Junius 1990.

D. Böhler/M. Kettner/G. Skirbekk: Reflexion und Verantwortung. Auseinandersetzung mit Karl-Otto Apel. Frankfurt /M.: Suhrkamp 2003.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

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